Rebirth of Cool Sound

Von Paolo Bianchi



Das Comeback von Pop, Populär- und Jugendkultur bricht ins Kunstsystem ein. Gemeinplätze über Pop werden neu geerdet. Engagierte Ausstellungsorte binden sich wieder enger an die Sub- und Alternativkultur und öffnen sich als Foren für gesellschaftspolitisch brisante Themen. Ja generell gilt, dass die Kunst der neunziger Jahre versucht, den Käfig der Selbstbezüglichkeit zu sprengen und in andere Systeme hinein zu intervenieren. Kunst und Popmusik - diese Komplexität der künstlerischen Kräfte in Interaktion zu bringen interessiert heute viele Künstler.

Entweder wird vermehrt mit Kollegen aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet, oder, ganz anders und einfacher, Künstler wollen ihre Mehrfachbegabungen ausleben, indem sie einmal schreiben, einmal malen, einmal filmen, einmal fotografieren, einmal installieren, einmal performen, einmal musizieren, einmal tanzen. Das Crossover der Künste wird neuerdings von Kuratoren, Produzenten und Club-Betreibern angeregt, so dass die Entstehung einer neuen Avantgarde durchaus auch "von aussen" kommen kann. Angesagt ist Crossover zwischen Stilen, Sparten und Gattungen. Angesagt ist Crossover als Methode, Philosophie und Arbeitsprinzip. Die Rede ist von einem permanenten Kunst-Zapping, das sich dem hohl-virtuosen Kästchendenken beziehungsweise Schubladenaufreissen entgegenstellt.

Bücher und Diskussionen über "Art & Pop" (vielleicht schon bald auch Ausstellungen) schiessen mittlerweile wie Pilze aus dem Boden. Geht das gegenwärtige künstlerische Interesse an Pop im wesentlichen mit Theoriefeindlichkeit, politischer Bewusst(seins)losigkeit und affirmativer Heiterkeit einher? Oder bieten sich in lustbetonten Verführungs- und Ironisierungsstrategien Möglichkeiten subversiver Dissidenz? Dass das Phänomen Pop wie auch Pop als ästhetische Praxis und Strategie derzeit heiss - oder vielleicht auch nur cool - diskutiert werden, ist auf jeden Fall ein freudiges Ereignis, denn es popt wieder in der Kunst.

WALKMAN: IM ARCHIV DER TAGTRÄUME

Geschichte wird heute von Künstlern als unendliches, ja babylonisches Archiv der Bilder, Medien, Sounds und Zeichen begriffen, um die offenen Räume der Zukunft zu erkunden. Das eigene Leben wird heute als nomadische Erfahrung gelebt, spielt sich gewissermassen ab wie in einem Walkman: mit seinen mehrfachen Funktionen erschliesst er einem die Welt reisend (record) und erzählend (play) und wirft dabei erst noch einen rückblickenden Blick (rewind/review) auf eine visionäre Zukunft (fast forward). Das halbwache Musikerlebnis mit Kopfhörern vermittelt ein Stereo-Panorama der Welt. "My headphones", singt Björk, "they saved my life / your tape / it lulled me to sleep / nothing will be the same."

Auf ihrer letzten Platte "Telegram" hat sich Björk vom zum Popstar avancierten Nobuyoshi Araki fotografieren lassen, einem besessenen Voyeur aus Tokyo mit Hang zu Sado-Maso-Erotik. Die in blaues UV-Neonlicht getünchten Fotos strahlen eine seltsam leblose Welt voller kalter Scheinerotik aus. Sie zeugen von der Selbstsuche einer Warmblüterin und nicht von der Observation eines Spions, der in die Kälte kommt. Wieviel verraten diese in einer geheimnisvollen Schattenwelt inszenierten Fotos von Björks Intimität, Schönheit und Sexualität?

Das erinnert an die Band des US-Rock-Underground Sonic Youth, die vor Jahren die "Daydream Nation" besungen haben. Der deutsche Maler Gerhard Richter lieferte auf dem Cover den passenden Bildtrack mit dem schlichten Titel "Kerze". Tagträumer bleiben oft für sich und sind auch mit ihren Gedanken oft woanders, zwar nicht ganz woanders, aber doch haarscharf neben der Realität. "Im Tagtraum", schreibt Adalbert von Zages, ein vergessener und sinistrer Vorgänger Sigmund Freuds, "findet der Mensch zu sich selbst und wird einer Wahrheit ansichtig, die keiner Rechtfertigung mehr bedarf ... Im Traum haben wir die Weltmacht." In Tagträumen geht man über reale Möglichkeiten hinaus, nicht recht wissend, ob die Phantasien Luftschlösser bleiben oder doch eines Tages Realität werden.

Sampling, Mix und Remix: So lauten die Maximen, um sich Geschichte anzueignen. Diese technologisch ins Werk gesetzte Weltbemächtigung spiegelt nicht zuletzt das Selbstverständnis des eigenen Daseins. In diesem gesampelten Weltblick (und nicht mehr Weltbild) werden Dinge nicht in Einklang gebracht, aber auch nicht miteinander vermengt, sondern eher, wie in einer vorläufigen und lückenhaften Anordnung, auf subversive Art nebeneinander plaziert. Da driftet auseinander, was auseinandergehört. Gerade dadurch entsteht Spannung. Wenn Dinge nämlich unterschiedslos zerschnipselt und collagiert werden, droht Gleichförmigkeit. Sampling als überzückertes Fitnessprogramm in der Konfrontation mit der Welt, bleibt folgenlos. Avantgardistisch zu sein gleicht hier der Einmischung in die Geschichte (als history, aber auch als his-story) und dem Mischen eines gigantischen Puzzles - mit einer kafkaesken Pointe: Möglicherweise ist das Puzzle gar nicht zusammensetzbar.

POP: DREI MINUTEN ERREGUNG

Eine chinesisch dreinblickende Zauberfigur spricht auf dem Cover der neusten Platte der amerikanischen Alternativ-Rockband Pavement wie in einem Comic den kurzen, aber prägnanten Sprechblasensatz: "Pavement ist Rad!" Über dieses rätselhafte deutsche Statement auf dem vom New Yorker Slacker-Künstler Steve Keene gestalteten Cover, das seinen Titel einer Sprechblase über einem Windhund verdankt, gibt es vielleicht in der Musikpresse einen heissen Tip. Hier sei eine spekulative Vermutung geäussert: Bei den tibetischen Völkern des Himalaya fand das Rad in der Gebirgslandschaft wenig praktischen Gebrauch, während es im geistig-spirituellen Bereich eine zentrale Bedeutung hat. Im Gegensatz dazu ist das Rad in der westlichen Technikwelt ein wichtiges Element, fehlt aber vollständig in unserer Weltanschauung. Stimmt das wirklich?

Die Popkultur ist eine mächtige globale Kommunikationsmacht. Popmusik kommt überall in der Welt an. Wo immer Dinge aus der Popkultur einfliessen, bewegt sich etwas. Auch China, Japan, der Osten Europas und sogar der Schwarze Kontinent Afrika konnten sich diesem Phänomen nicht entziehen. Früher waren es die schwarzen Vinylplatten, heute sind es die silbernen CD-Scheiben, die uns intellektuell beeinflussen, die uns psychologische und spirituelle wie auch physische und sinnliche Erregung und Befriedigung verschaffen.

Die Plattensammlung kann ein privates Hobby sein, die Botschaften der Stücke besitzen jedoch auch einen sozialen Inhalt, stehen in einer dialektischen Beziehung zu den Hörern und zur Soziokultur. Diese Art Kommunikation kann zu einer Form der Erziehung im weitesten Sinne führen. Es gibt Leute, die haben von einer dreiminütigen Schallplatte mehr gelernt als während der gesamten Schulzeit.

Schallplatten sind Produkte symbolischer Arbeit und Kreativität, handkehrum schaffen sie selbst wiederum beim Konsumenten symbolische Werte, in denen es um das Selbst und dessen Beziehung zur Welt und zur Mitwelt geht. Mit anderen Worten: Die Welt kann auch als Plattensammlung existieren und umgekehrt: Die Plattensammlung gebiert die Welt. Bei allen Unterschieden gibt es die grosse Gemeinsamkeit: Die Welt und die Schallplatte drehen sich beide.

DJ-CULTURE: MIGRATION DES SOUNDS

Kreative Verkörperungen eines neu formulierten Avantgarde-Anspruchs, der weniger auf polemischer Radikalität, sondern vielmehr auf radikaler Intensität basiert, sind heute die DJs, die Phantome der Popkultur. Der DJ stelle den herkömmlichen Künstlerbegriff in Frage, erklärt der 29jährige Ulf Poschardt, Autor des Buchs "DJ-Culture" (Hamburg 1995) und Fahrer eines Porsche 911, so wie in diesem Jahrhundert Duchamp oder Warhol den klassischen Künstlerbegriff verhöhnt haben.

Für Poschardt begann mit dem Sampling nicht nur ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Popmusik, für ihn bilden die Künstler der DJ-Culture die erste Avantgarde im Kontext von Pop. "DJs fragten immer nur: Was ist ein Plattenspieler, und was kann er? Erst die Hip-Hop-DJs erkennen Ende der 70er Jahre, dass zwei Plattenspieler nicht nur eine eigene Mixtur bestehender Musik liefern können, sondern dass etwas komplett Eigenes und Neues entstehen kann."

Das Vorwärts- und Rückwärtsgehen des Walkman wie auch die Go-and-stop-Motorik und Rewind-and-Fast-forward-Ästhetik von DJ-Tracks sind Essentials eines alternativen Weltgeistes. Retro & Vision geraten aneinander, quasi Rücken an Rücken. Im Hier & Jetzt entfalten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein vielfältiges Ineinander. Der DJ zwingt per Riemen die Platten nach hinten, um den Sound voranzutreiben. Ausschliesslich Rückwärtsgehen (im Leben, in der Kunst, in der Sprache oder in was auch immer) ist fatal und zugleich letal: Beim Rückwärtshören der Beatles-Platte "White Album" hat Charles Manson Botschaften empfangen: "Töte Sharon Tate!"

Retrovision steht für ein irritierendes Spiel mit der Wahrnehmung. Im visionären Rückspiegel der Menschheitsgeschichte lösen sich Inklusion und Exklusion, wie auch Integration und Assimilation, auf - in der Migration und im "on the road" der Sinne, des Selbst und des Sounds.

Das Mischpult des DJs steht im Mittelpunkt der neuen Kulturrevolution. Gegensätzliches wird hier weder versöhnt noch gegeneinander ausgespielt. Es wird nicht nach dem schlichten Schema eines Entweder-Oder verfahren, wie dies die historischen Avantgarden praktizierten. Im Sowohl-Als-auch haben unterschiedliche Dinge als gleichwertige Stimmen zu gelten, die nicht verschmelzen und einander auch nicht überbieten, sondern sich kontrastieren sollen. Es ist eine Kontrastwirkung im Sinne einer Identitätssuche, die mit der Selbstreflexion im anderen beginnt, da es eine in sich selbst begründete Identität dessen, was anders oder verschieden ist, nicht geben kann.

"Sein reflektierter, selbstbestimmter und selbstverständlicher Umgang mit neuester Technologie macht den DJ nicht zum Totengräber des Subjekts, sondern er ist die Triebkraft der Selbstbefreiung in einer komplett entfremdeten Umwelt", erklärt Popdenker Ulf Poschardt. Wichtiges folgt: "Die grössere Einheit 'Rave', 'Party', 'Club' ersetzt den Respekt vor den Einzelwerken. ... Das Subjekt wird deutlich relativiert und von der Schwere der Einzigartigkeit befreit. Das Subjekt ist freies Forum von Einflüssen jeder Art, deren Mischung und Konsistenz so etwas wie einen augenblicklichen Zustand des Subjekts bestimmt. Der Mix ist alles."

COOLNESS: QUINTESSENZ DER VERWEIGERUNG

"Nicht die binären Codes werden immer inaktueller, sondern die in binären Codes zu beschreibende Realität ändert sich dramatisch", meint der politische Philosoph Hermann Lübbe, der das Denken in Oppositionen als einen weltweit gültigen Bestandteil des Geistes überhaupt bezeichnet: "Ein Denken, das sich nicht in Gegensätzen vollzieht, ist undenkbar." Offenbar gibt es tatsächlich Gegensatzpaare, die alle Epochen der Geschichte überdauern: wahr und falsch, Leben und Tod, Sein und Nichtsein, 0 und 1, ich und du usw.

Marshall McLuhan spricht in seinen Buch "Understanding Media" (1964) von heissen und kalten Medien (im englischen Original heisst es übrigens nicht "cold", sondern bereits damals schon "cool"). Er unterscheidet zwischen einem "heissen" Medium, wie etwa Radio, von einem "kühlen", wie es das Telefon ist, oder ein "heisses", wie etwa der Film, von einem "kühlen", wie dem Fernsehen. McLuhan erklärt, dass "das Aufheizen eines Sinnes allein eher Hypnose und das Abkühlen aller Sinne eher Halluzinationen zur Folge hat".

Die Zeitenwende gebiert zugleich einen Ästhetikwechsel, der sich gut mit McLuhans Vokabular beschreiben lässt: Der Kalte Krieg, der mit dem "heissen" Atombombenabwurf über Hiroshima begann, brachte heisse Kunst hervor, optisch wurde verschwenderisch und mit der grossen Kelle angerichtet, das wirkte eher lähmend auf die Sinne, dafür bot die Kunst viel an Inszenierungs- und Suggestionskraft. Das Publikum konnte seine Beteiligung aufs Staunen und Raunen reduzieren. Die Ära nach 1989, auch Zeit des Heissen Friedens genannt, die in den Atomtests auf dem Mururoa-Atoll rasch ihren Zenit der Erhitzung erreichte, wird in der Kunstwelt durch kalte Schnitte, schnelle Wechsel, verkürzte Themen und unausgesprochene Sätze kontrastiert. Eine Ästhetik der Sinnestäuschung und der Trugwahrnehmung herrscht vor, die im besten Sinne halluzinativ ist, denn sie bietet Wahrnehmungserlebnisse, ohne dass die wahrgenommenen Dinge in der Wirklichkeit existieren.

Die Ästhetik im Prä-Millennium steht vor einer Zeitenwende und fordert die Präsenz eines Publikums, welches nicht mehr auf Gegensätze stösst, auf weder Kaltes noch Heisses, sondern auf Cooles. Pop-Königin Madonna wird in der Presse als "The Coolest Queen of White Heat" tituliert. Es ist, als ob man über Schnee reden würde, der sich als kalte Lava entpuppt.

Im Buch "Letzte Blicke, flüchtige Details" (1995) von Herbert Genzmer überredet der Anführer einer Gruppe, genannt der Schatten, den 18jährigen Elternmörder Thon zu einem obskuren Spiel. Beide sollen ihre Körpertemperatur messen. Wer den niedrigeren Wert hat, gewinnt. Der Schatten setzt seine Luxuslimousine, Thon drei Monate seines Lebens, über die der Schatten verfügen darf, aufs Spiel. Thon ist der "Coolere". Mit dem neuen Wagen und einem 15jährigen Mädchen saust er quer durch Europa. Die beiden handeln nach den Refrains ihrer Lieblingssongs, die als Subtöne in den Text eingewoben sind. Auf der Flucht rauchen sie obsessiv, wie Sailor und Lulu aus David Lynchs "Wild at Heart". Ihr Tun folgt unausgesprochen den Maximen der Ästhetik und Coolness, wie sie John Travolta in "Pulp Fiction" formuliert: "Was immer du tust, tu es cool!"

Wer heute von der Avantgarde redet, kommt um Mr. John "Cool" Travolta nicht herum! "Cool" kann vieles bedeuten: gelassen, gleichgültig, zurückhaltend, abweisend, kontrolliert, überlegen, kaltschnäuzig, raffiniert, unverfroren, frech, durchtrieben. "Cool Jazz" war die Reaktion weisser Jazzmusiker auf die nervöse Überreiztheit des schwarzen Bebop. In der legendären 1949er Session "Birth of the Cool" des Trompeters Miles Davis erreichte der Cool Jazz einen Höhepunkt. Charlie Parker sagte: "No Blues, no swing, nothing but the cool relaxed music."

Die Stimmung jener Zeit stellt man sich gerne als Mischung von Freiheit und Unbehaustheit vor. Bice Curiger verweist im Katalog zu Ausstellung "Birth of the Cool" auf ein Bild von Christopher Wool aus dem Jahr 1990, in welchem Wool die Beschreibung eines von der Situationistischen Internationale (1957-1972) in Paris organisierten "Ereignisses" aufgreift. Was im Bild mit "THE SHOW IS OVER" beginnt, endet in der unerklärlich bestürzenden Feststellung "NO MORE COATS AND NO MORE HOME".

In der Beat Generation mit ihren Idolen Jack Kerouac und Allen Ginsberg fand der Begriff "cool" rasch Eingang und drückte ein Lebensgefühl aus, dem eine tiefe Skepsis gegenüber allgemein verbindlichen Normen und die Ablehnung gesellschaftlicher Erwartungen zugrunde lag. Cool definiert somit die Quintessenz der individuellen Verweigerung.

SELBSTSUBVERSION: STEIGERUNG DER AUTONOMIE

Vor allem im Hip-Hop wird die "rebirth of the cool" gefeiert, schliesslich gibt es viele coole B-Boys und Rappers: Ice Cube, Ice-T, Coolio, LL Cool J. Heute ist es sogar bereits wieder cool, nicht cool und auch noch stolz darauf zu sein. "Generation X"-Autor Douglas Coupland traf das Lebensgefühl vieler der rund 41 Millionen US-Twens, die aus dem Leben mit der ökonomischen Dauerkrise das Beste zu machen versuchen. Coupland nennt es "Lessness": "Eine Philosophie, in der man durch den Abbau seiner Erwartungen in bezug auf materiellen Wohlstand wieder mit sich in Einklang gerät." Coolness würde somit bedeuten, mit Gelassenheit einen Weg zu gehen, der sich nicht nur an Materiellem, Gott oder sonst irgend etwas Äusserem orientiert, sondern frech und unverblümt das eigene Selbst herauskehrt - mit dem Ziel der Selbstsubversion.

Selbstsubversion meint, dass der alternative Weltgeist wieder desodoriert. Getrieben von einem stillen Zorn tritt die einstige Dissidenz in eine Phase der Selbstbestimmung, die die Zeichen ihrer eigenen Subversion bereits in sich trägt. Überlebensstrategien werden nicht mehr als Gegenbild zu einer Macht (Eltern, Schule, Establishment, Technik) definiert, sondern basieren auf selbstgemachten, oft leidensvollen Welterfahrungen (Geburt, Pubertät, Erwachsen- bzw. Selbstwerden, Tod). Statt dass wir Erfahrungen machen, machen die Erfahrungen uns. Das eigene Leben wird nicht länger nachgemacht, quasi als kreative Selbstinszenierung oder als Inszenierung von Realität, sondern als Spiegelung der realen Lebenswelt gelebt.

Und wenn der Rock 'n' Roll sofotige Wunscherfüllung verspricht und etwa Andy Warhol's Kunstband Velvet Underground belegt, dass es nur Wünsche gibt, nie aber Erfüllung, so geht es hier genau um diesen zweiten Punkt. Die samtige Selbstsubversion setzt Eigenschaften der Jugend wie Intimität, Konnexität und Intensität nicht nur in Gedanken und Worten frei, sondern setzt sie auch in Taten um. Selbstsubversion steht für eine gesteigerte Form der Autonomie, für Selbstbestimmung pur: Erzeugung und Bestätigung der eigenen Identität durch die Bestimmung von innen her. Was aussen nicht ohne Folgen bleibt.








last update: 10.10.1997

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