1.März 1998





PUSH tv - video kills the internetstar

Florian Clauss


[text als audiofile]

 

Es wird Standard. Soviel ist sicher. Das digitale Fernsehen. Zumindest, wenn man dem Ministerpräsidenten-Beschluss glaubt. Der besagt: In zehn Jahren sollen nur noch digitale Sender aus dem Kabelnetz kommen. Digitale Daten können wesentlich besser komprimiert werden, als analoge. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mehr Bandbreite, mehr Sender, aber auch ein Mehr an Inhalten? Beim Enduser steht dann auf dem Fernseher eine Set-Top-Box, die das digitale Signal decodiert. Doch wie diese Box nun aussehen wird, das ist zur Zeit heftiger Diskussionsgegenstand.

Das Prinzip ist relativ einfach: neben einer Reihe unverschlüsselter Sender, gibt es viele verschlüsselte, die man mit einer entsprechenden Karte sehen kann. Für die Karte zahlt man dann eine monatliche Gebühr. Die Box als Empfänger-Plattform könnte völlig Sender unabhängig funktionieren.
Das Problem ist nun, daß sich seit der Einführung des df 1 die Gleichung digitales Fernsehen = Kirch tv in jedermanns Hinterkopf eingebrannt hat. In der Tat versucht Kirch mit Bertelsmann und Telekom unter den Namen Beta Research eine Box auf den Markt zu bringen, in der alle Schnittstellen für Sender neben den hauseigenen mit Tesafilm verklebt sind. Kirch hat die Filme, Bertelsmann bringt mit Premiere die Abonnenten und die Telekom verfügt über das Netzwerk. Dazu Alexander Gäfe, Inhaber der Agentur 702 Media:

Alexander Gäfe:

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Der Schritt vom digitalen zum interaktiven Fernsehen ist zwar nicht weit, aber mit einer enormen Materialschlacht verbunden. Nur wenn das Kabelnetz Rückkanalfähig ist, wie es gerade in Cottbus und München erprobt wird, dann sind solche Buzz-Wörter wie High-Speed-Internet bald Standard.

Alexander Gäfe:

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Die Frage ist dann, wie sich das Internet entsprechend umstrukturieren wird. Die Empfangsrate solcher Breitbandkabelmodems ist zwar entsprechend hoch, aber die Leistung des Rückkanals umso niedriger. Ein Ungleichgewicht zwischen Up- und Downloading-rates ist die Folge. Und mit der Zusammenlegung des Fernsehsignals, wird sich das Internet institutionalisieren.
Die Frage, inwieweit Inhalte der Daten von der Datenübertragung selbst getrennt laufen, wurde ausführlich auf dem Panel der Transmediale "Fernsehen im Internet - Mythos oder Chance" letzten Sonntag diskutiert. Die Transmediale widmete sich dieses Jahr dem Motto 'Bestandsaufnahme Sehen' und stellte neben den traditionellen Videokurzfilmprogramm viele Fenster zu neuen Medien bereit. Hier einige Ausschnitte der Diskussion um Internet im TV oder TV im Internet. Representativ dafür sind die Meinungen von Alexander Gäfe und Sascha Zumbusch, Geschäftsführer der Firma Contrib.net, Berlin gegeneinandergeschnitten.

Diskussion auf der Transmediale

Alexander Gäfe stellte die Idee des *independent tv* vor, der ab Frühjahr '99 als digitaler Sender an den Start gehen soll. Der Inhalt des Senders soll sich aus Material rekrutieren, das nicht unter der Kirch'schen Obhut steht. Hier zeichnet sich die Möglichkeit eines alternativen Programms ab, das sich nicht am Mainstream orientiert.

Alexander Gäfe:

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Konzept ist das eine, Umsetzung das andere. Auf jeden Fall wird das digitale Fernsehen eine Spielwiese bieten, auf der sich neue Interaktionen zwischen Fernsehen und Internet ausprobieren können. Inwieweit sich dann eine neue Mediensprache entwickelt, hängt auch von den Plattformen ab, die die neuen digitalen Sender zur Verfügung stellen. Doch letzlich wird point und click über das ?l;berleben entscheiden, wenn die Bandbreite ausgeschöpft ist. Man muß schnell sein und am Anfang ein bißchen anders, das ist wohl die Devise für das kommende Millenium.

Alexander Gäfe:

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- 01.März 1998 -


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