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Tanja Lay/Chris Flor


Männer haben die Hosen an - Frauen tragen Röcke
Es ist ruhig geworden um Feminismus und Gendertheorien. Ein dumpfes Raunen in den Reihen der Gelehrten verkündigte den Anbruch der post-feministischen Ära. Aber was heißt und verheißt das? Sind die Verhandlungen über die Geschlechterdifferenz zu einem für alle Beteiligten zufriedenstellenden Abschluß gekommen? Ist das Problem gelöst, die Differenz aufgehoben oder gar bestätigt?
Die offensichtlichen Antworten: nein, nein, nein und nein - haben vielleicht auch die Veranstalter der Jugendfestspiele ‘98 dazu bewegt, diese unter das Motto Feminismus und Clubculture zu stellen. Präsent war das Thema jedoch eigentlich nur in einer Diskussionsrunde am Samstagabend. Auf dem Posium fünf Frauen aus der Szene, die die Unterrepräsentation im restlichen Programm wettmachten. Im Raum waren beide Geschlechter gleichermaßen vertreten. Frauen trugen durchaus Hosen, aber Männer keine Röcke. Geschlechterrollen halten sich also hartnäckiger als erwartet.

Abstract der Diskussion:
In der Clubszene gibt es weniger Frauen als Männer, wenigstens, was die Stars, die DJ’s hinter den Turntables betrifft. Frauen liefern die Infrastruktur. Sie stehen hinter der Bar und haben traditionelle Rollen, die keine Beachtung finden und keinen Starkult erlangen. Deshalb müssen Frauen noch immer dafür kämpfen, wahrgnommen zu werden.
In der Clubkultur herrschen die gleichen ungleichen Verhältnisse wie im Mainstream - Gegenkultur und Jugenkultur ist nicht per se feministisch, schafft keine neuen Geschlechterverhältnisse. Es stellt sich die Frage, ob Clubcultur nicht längst in den Mainstream übergegangen ist.
Sowohl Jungen als auch Mädchen müssen sich in die Technik einarbeiten, Männer haben mehr Mut, mehr Vorbilder, das macht es für sie einfacher.
Deshalb muß es mehr weibliche Vorbilder in der Musik geben, aber auch weil Musik das Leben sovieler Menschen beeinflußt und damit Maßstäbe setzt.
Das Problem mit der Frauenquote: Sie könnte helfen die Verhältnisse zu ändern und zeigen, daß auch Frauen Musik machen können, aber die anwesenden Frauen wollen nicht nur engagiert werden, weil sie Frauen sind, sondern weil sie gute Musik machen - die Katze beißt sich in den Schwanz.
Man hat die Schnauze voll von Sisterhood und ist doch daraufangewiesen: Frauen müssen Frauen pushen, damit endlich mehr Frauen in bessere Positionen kommen, denn: noch immer ist die Welt ein Netzwerk von Männern. Männer fördern lieber Männer.
Vielleicht jedoch fehlt nur der moderen Mann, dem es endlich einmal komisch vorkommt, seinen Ruhm und seine Arbeit nur mit Gleichgeschlechtlichen zu teilen.


Aber wo sind hier die Diskurspopper in Jungsröcken mit rotgeschminckten Männermündern?
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