*there's a bandwidth playing on the radio*

Seit die Diktatur des Formats über Radio verhängt wurde - obwohl sich Konsumenten schon längst durch dutzende von TV-Kanälen zappen - erscheint das Medium als alte, fast bemitleidenswerte Technologie. Die Routine öffentlich-rechtlicher Verlautbarungen von wenigen *an alle* und ihre Ablösung beantwortet convex tv. als sich immer neu konstruierende kollektive Form: Gerade weil Radio als Formatradio völlig verwahrlost ist und seine öffentlich-rechtliche Antipode den goldenen Tagen top down gesendeter Hochkultur nachtrauert, eröffnet sich im Äther ein dritter Raum. Seit Januar 1997 sendet convex tv. monatlich ein mindestens einstündiges Magazin in diese on air Lücke. Digitale Medien, popkulturelle Phänomene, Medienpolitik, Film und Literatur hadern hier in der Kritik miteinander. Ohne Illusion einer Gleichzeitigkeit, die *alle* erreicht, integriert convex tv. beharrlich die Umschaltmomente von Pop, Technologie und Politik.

Bei alledem ist Radio für convex tv. lediglich ein Medium unter vielen, das sich unter der Oberfläche des mediablending in neue Konstellationen, Verbindungen und Kontexte begibt. convex tv. verschwindet als Groupware und Event hinter dem Aufmerksamkeitshorizont, um gleichzeitig eine Konzentration einzufordern, die Radio längst vergessen hat. Auch die *Radiosalons*, die das convex tv.-collectv parallel zu seinen Sendungen in einem einstündigen Fenster des akademischen Rundfunks zwischen StarFM und Voice of America als konkreträumliche Mailingliste oder Chatgroup implementiert, wollen nicht den alten öffentlichen Raum wiederbeleben. Als flüchtiges Medium, ohne Zeitschaltautomatik, verliert sich Radio im sozialen Raum. Klasse.

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Und: Mit dem "convex plug-in" erweitert sich convex tv. um Textfiles, die, übernetz gesendet, das jeweils laufende Programm von Zeit zu Zeit visualisieren - für HörerInnen innerhalb und NichthörerInnen außerhalb der on air Reichweite - convex television, der Bildschirm als pullmedia inferno.
Dazu: Die instabile Verschränkung diverser Medien in Form von Sendungen über Antenne in gerade zufällig eingeschaltete Radiogeräte, Bausätze für Minisender, RealAudio Archiv im Internet, LiveStreams, Ausstellungen, Festivals, Radiosalons etc. durchquert die Grenzen zwischen analogen und digitalen Medien. Auf der convex tv. homepage im Netz sind alle gesendeten Beiträge als RealAudio Files und Texttransskripte gespeichert und überführen Radio damit in einen 24h Aktivminimalismus.

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Um die Lücke zwischen dem Lokalen und dem Globalen zu füllen und die Eindimensionalität von Radio zusammenzufalten, arbeitet convex tv. in diesen Formen derzeit im "test bed", um die Möglichkeiten von .radio auf vielen Ebenen (livestreams etc.) weiter zu definieren.

Nachdem convex tv. im Hybrid WorkSpace auf der dx die Fiktionalität legaler Radioschranken mittels Schwarzsender-Workshop thematisierte, transformierte convex tv. für das Ausstellungsprojekt "Big Blue" im Café Adler am Checkpoint Charley ein DDR Radio zu einer AudioBlack Box incl. Airdesign. Schwarzsender wurden verkauft, Sound gestreut: Schleifenradio.

Das Objekt ist als convex-Aktie weiterhin käuflich zu erwerben. Der Shareholder darf sich als Sponsor für convex tv.'s Internetradioarbeit verstehen und erhält selbstverständlich ein entsprechendes Zertifikat.

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schleifenradio - convex tv. 1997

ausstellung "big blue" cafe adler berlin<>