radian (im radio)

Martin Conrads


Track 1:
Usage
radian
radian
rhiz 1998

Comment 1:
Es gibt Musik, die dem originären Klang des Radios so eng verbunden ist,
daß man das eine für den Effekt des jeweils anderen halten möchte. Bei dem
Wiener Trio "Radian" liegt diese Parallelität im Erzeugen von Klangspuren,
die die ästhetische Komponente technischen Rauschen längst wieder, und
jenseits bloßen Effektes, in Musik zurückbringt. Radian beobachteten Rock
und schraubten dank Elektronik den Output ihrer Instrumente auf einen
minimalistischen Grundkonsens herauf, der das Hören in den Vordergrund
stellt, nicht die Form. Mit Schlagzeug, Bass, Analogsynthie und Sampler
schichten sie bei ihren Konzerten antiüppige Konstellationen aus Akustik
und Elektrik. Vor einer Woche spielten Radian in Paris und vielleicht bald
in einem Podewil in Ihrer Nähe.

O-Ton1
Martin Brandlmayr:
Martin Brandlmayr.
Stefan Nemeth:
...Stefan Nemeth
Martin Brandlmayr:
...und der John Norman ist der Dritte.
.../...
Martin Brandlmayr:
Wir sind zusammen seit ungefähr 3 Jahren. Wir treten seit eineinhalb Jahren auf. Wir haben vorher getüftelt, im Proberaum.
Stefan Nemeth:
Aber zuerst zu zweit, Martin und ich, und später dann zu dritt., als wir daraufgekommen sind daß es fein wäre, das live umzusetzen, wenn ein dritter Mann da wäre. Da Martin und John sowieso nebenbei noch etwas gemeinsam gemacht haben, war es sehr praktisch, das gleich zu einem Projekt zusammenzufassen.
Martin Brandlmayr:
Wir haben viel herumprobiert. Ursprünglich hätten es nur Gitarre und Samples werden sollen, dann waren es Bass und Samples, dann haben wir begonnen, überhaupt mit der Elektronik anzufangen. Es war ein langer Weg. Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem man eine sinnvolle Aufteilung der Instrumente vornehmen mußte. Das war schon überlegt, hat sich aber in der Zeit erst entwickelt.

Track 2:
Transistor
radian
radian
rhiz 1998

Comment 2:
Auf einem Radian-Konzert, ebenso wie auf ihrer 98 bei rhiz erschienenen CD,
scheinen sich Momente der Improvisation mit solchen der kompositorischen
Strenge die Waage zu halten. Die ausgetüftelte Balance etwa zwischen dem
äußerst reduziert gespielten und mit Applikationen erweiterten Schlagzeug
und der eine oder anderen Fehlfunkion des Analogsynthesizers stellt die
Frage nach dem Zufall:

O-Ton 2
Martin Brandlmayr:
Es hat eigentlich nichts mit Improvisation zu tun. Warum ich mir Triangeln aussuche und hochfrequentige Geschichten: mir geht es darum, mich mit der elektronischen Ebene möglichst verbinden zu können, und also die Möglichkeiten zu haben, in diese Struktur einzusteigen. In einem gewissen Sinn machen wir das Gegenteil von Improvisation, weil wir unsere Stücke sehr durchorganisieren, sehr genau. Und dabei sehr filtern, welchen Sound wir nehmen, und welche minimalen Veränderungen wir lange ausprobieren, um zu dem entsprechenden Ergebnis zu kommen.
.../...
Stefan Nemeth:
Es hat sich mit der Zeit geändert. Die meisten Stücke die jetzt im Programm sind, sind ziemlich durchorgansiert. Mit der Zeit hat sich immer mehr Freiraum entwickelt für die akustischen Instrumente oder die live gespielten Instrumente. Es sind auch technische Belange, die dabei mitgespielt haben – die Möglichkeit zu haben, einen Freiraum zu schaffen. Anfangs war es schon sehr durchkonstruiert. Ganz am Anfang war das wirklich ein Problem, weil man ein Sklave der Elektronik war, wenn man nur zu den Samples dazuspielte, Schlagzeug und Bass zum Beispiel, hat man wirklich dieses Sklavengefühl und nicht die Musikerebene gespürt. Da war dann der Punkt, wo wir uns gesagt haben, es wäre fein, eine Konstellation zu haben, zu dritt Musik zu machen.
Martin Brandlmayr:
Aber es gab jetzt im Programm auch ein Stück, das eigentlich komplett improvisiert war. Aber es ist auch bei dieser Nummer so, daß wir vorher einen ziemlich strengen Soundkosmos bestimmen, in dem wir uns bewegen. Wir legen uns quasi die Elemente zurecht, in denen wir uns bewegen, einen Soundpool. Das kann dann gegeneinander verschoben werden. Insofern ist es für mich persönlich gar kein so großer Unterschied dazu, wenn wir ein Stück komplett durchorganiseren, weil es im Endeffekt die selbe Machart ist – und es auch da minimale Verschiebungen gibt. Es klingt jedesmal anders, und jedesmal würde ich den „Wischer" anders machen, vor allem dann, wenn man den Raumklang miteinbezieht. Insofern ist für mich der Übergang zwischen streng Durchkomponiertem und Improvisiertem sehr fließend.

Track 3:
Steriant
radian
radian
rhiz 1998
O-Ton 3
Martin Brandlmayr:
Ich habe jetzt vor, mit dem Schlagzeug etwas zu bauen, wo ich sehr viele hochfrequentige Sachen verwende und mit Bögen, Streichen, Ausdämpfen etc. arbeite. Das Instrumentarium erweitern wir ständig, das ist mit der Zeit immer mehr angewachsen...
Stefan Nemeth:
...aber eher im Sinn von Modulen, nicht, daß ein wirklich neues Instrument hinzukommt, sondern eher als Art Modulbaukasten. Wenn sich neue Sounds ergeben, muß man bei den anderen Instrumenten jeweils auch suchen...
Martin Brandlmayr:
...es sind dann neue Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Das ist ja das spannende. Sich möglich nicht selbst zu reproduzieren, denn manchmal läuft man schon Gefahr, wenn etwas funktioniert, es zu reproduzieren. Dies wird damit auch vermieden, wobei ich nicht weiß, was die Ursache dafür ist, ob es Grund oder die Folge davon ist, aber es hat auf jeden Fall damit zu tun.

Track 4:
Heloise
radian
radian
rhiz 1998

End.

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