convex tv. Sendung vom 6.April 1997

Moderation: Anja Heilmann




[Anmoderation der Beiträge und Liste der gespielten Musikstücke]

[moderations jingle on demand]



Datenknusper

H ier ist convex tv. und
wir unterbrechen unsere Sendung für eine wichtige Nachricht. Die nun folgende Sendung ist auf zwei Kanäle verteilt, also rechts eine Stunde und links eine Stunde. D.h., wer in den vollen 'Zwei-Stunden' Genuß der nächsten Stunde kommen möchte, sollte zweierlei tun. Erstens auf Stereo schalten und zweitens, wer die Sendung mittaped, kann sich mittels des Balancereglers auch nach der sendung noch zwischen den beiden autonomen Kanälen entscheiden. Mit anderen Worten, das Suchen und Einlegen eines Tapes innerhalb der nächsten Minuten wird sich als äußerst praktikabel erweisen.
Und nun noch ein Wort an unsere Monohörer. Das Zuhören dieser Stunde wird ab dem nächsten Beitrag wohl höchste Konzentration erfordern und an dieser Stelle möchten wir darauf verweisen, daß convex tv. sich demnächst auf eine andere Festplatte legt. Genaue Termine liegen zwar noch nicht fest, aber die convex tv. homepage mit dem real audio Archiv aller Beiträge erscheint wohl bald in neuem Kunstpelz - mit dem Label 'Internationale Stadt Berlin'
Wer sich im Stereospektrum der Radiolandschaft befindet, kann jetzt im folgenden also zwischen den zwei Kanälen convex tv. wählen, rechts und links.

links <- -> rechts
Auf dem linken Kanal haben wir folgende Beiträge vorbereitet:
To rococo rots Soundtüten trug Ulrich Gutmair zu uns ins Studio. Der Frage nach der formlosen Geste an sich sind sind Jim O'Rourke und Martin Conrads einen minimalistischen Schritt näher gekommen. Die Welt schaute auf ein Schaf und Heike Föll fand das unheimlich.
Auf dem rechten Kanal gibt es heute folgende Beiträge:
Der Ufonotstand wurde von Schlingensief in der Volksbühne ausgerufen. Dana Sohrmann und Florian Clauß haben den Regisseur kontaktiert. Wie belanglos Architektur sein darf, um als zeitgenössisch durchzugehen, entwirft Silvan Linden. Wer zu den contemporary german photographers zählen soll, hat Stefan Schreck für uns entwickelt.

convex tv. Die neue Dimension zum Frequenzband.

links <- -> rechts
Die die staatliche Schließung des Belgrader Radiosenders B92 letztes Jahr zeigte, bringt die Verbindung von "alten" und "neuen" Medien neue Möglichkeiten des Audiotransfers in Form von real audio. Denn nachdem B92 nicht mehr senden durfte, ging ein Aufschrei durch die konventionelle Medienlandschaft und über die Internetverbindung zum Amsterdamer Server xs4all wurden Möglichkeiten geschaffen, Information aus dem Krisengebiet international zugänglich zu machen. Geert Lovink war schon lange, bevor der Mainstream die Problematik aufgriff, in osteuropäischen Ländern aktiv am Aufbau eines Netzes beteiligt. Micz Flor fragte den Medienkritiker in Kassel nach "tactical media revisited".Die deutsche Version dieses Interviews ist auf dem linken zu hören, auf dem rechten Kanal läuft das originale englische Version.
tactial media revisited - deutsch
tactial media revisited - english

Unter dem Namen Ornament und Verbrechen haben Robert und Ronald Lippok eine lange Reise durch Galerien, Wohnungen und illegale Bühnen im Prenzlauer Berg hinter sich. Ihr unüberschaubares Gesamtwerk überblickt wohl allein ihr Onkel, glücklicher Besitzer ihrer gesammelten Tonträger. Anfang der 90er hörten to rococo rot wie alle Techno und gründeten zusammen mit dem Düsseldorfer Stefan Schneider To rococo rot. Zwei Platten später traf Ulrich Gutmair die beiden zu einem Kaffee und informierte sich über Clubkompatibilitäten, vorbildliche Musiken und elektronische Klanggeneratoren.

<beitrag>

to rococo rot
Ulrich Gutmair

</beitrag>


Wenn Schlingensief in der Volksbühne Standbilder erzeugt sucht der Bürger verzweifelt den fast forward button. Die Ufokrise ist ausgebrochen und im Schatten von Hale Bobb versteckt sich der tote Winkel für das Ende des Milleniums. Was verschiedentlich als Freakshow verstanden wird, ist letztendlich doch nur die Schuld der Postmoderne und Kohls, so der Theatermacher selbst. Dana Sohrmann und Florian Clauß trafen Christoph Schlingensief am Tag vor der Premiere seines neuen Stücks "Schlacht um Europa. Ufokrise í97"

<beitrag>

Ufokrise
Dana Sohrmann / Florian Clauß

</beitrag>

"Schlacht um Europa. Ufokrise ë97" - die Raumpatrouille Schlingensief ist auch in den nächsten drei Tagen in der Volksbühne zu sehen. Und wer noch möchte, kann jetzt zum linken Kanal wechseln, um den Beitrag über Jim O'Rourke zu verfolgen.


Der US-amerikanische Musiker Jim OíRourke ist neben seinen vielfältigen Plattenaufnahmen vor allem bekannt für seine außergewöhlichen Life Performances. Ende März trat Jim OíRourke zum ersten Mal in Berlin auf. Zum einen bei einem Solokonzert im Rahmen einer "Langen Nacht der Gitarre" im Podewil, zum anderen -veranstaltet von den Freunden guter Musik-gemeinsam mit Nicolas Collins und Oval in leerstehenden Büroneubauten am Checkpoint Charly. Bei der Wahl des Ortes für ein Interview mit dem Musiker kann es sich als Vorteil herausstellen, den Kontext des Ortes gleich mitzudenken. Die Cafeteria der Infobox am Potsdamer Platz bietet mit den ständig im Hintergrund laufenden aktuellen Smash Hits eine geeignete Atmosphäre, um ganz nebenbei auch OíRourkes Faible für Poptheorie kennenzulernen. Hier auf dem linken Kanal also ein Portrait des Künstlers als jungem Mann von Martin Conrads, auf dem rechten in ein paar Minuten ein Beitrag über architektonische architektonische Belanglosikeit.

<beitrag>

Jim O'Rourke
Martin Conrads

</beitrag>


Während auf dem linken Kanal noch ein Beitrag über den us-amerikanischen Musiker Jim O'Rourke zu hören ist, geht es hier auf dem rechten Kanal um Architektur.
Städte mit einem großem Charaktermaß haben noch immer die Eigenschaft, daß in ihnen allen Ernstes architektonische Fehlert debatiert werden. Wie seit je her wird dort der konzeptuelle und ästhetische Horizont kritsch abgesucht. Glaubt man dem Architekten Rem Kohlhaas, dann zeichnet sich eine Stadt ohne Eigenschaften dadurch aus, daß sie sich allen architektonischen Neuerungen mit Genuß hingibt. Befreit aus der Zwangsjacke der Idenditätsuche, steht sie dann da, die geschichtsbereinigte Stadt: wird sie zu klein, expandiert sie einfach, wird sie zu alt, zerstört sie sich, um wieder bei Null anzufangen. Sie ist unkompliziert und ihre Redundanz ist einkalkuliert. Über die Belanglosigkeit der zeitgenössischen Architektur führte Silvan Linden ein Videogespräch mit dem Architekten Thomas Leeser von der Columbia University in New York.

<beitrag>

Belanglosigkeit der zeitgenössischen Architektur
Thomas Leeser im Gespräch mit Silvan Linden

</beitrag>


Während auf dem rechten Kanal noch der Beitrag über Contemporary German Photography Ausstellung zu hören ist, fragen wir uns hier auf dem rechten Kanal:
Was bleibt eigentlich noch von dem Medienhype um die Glasgower Erfindung des Euterschafs? Als "Dolly" in der ersten Welle über die Bildschirme zog, wurde eines klar: so sieht ein Schaf aus. Spektakulär auch die Zitronen ohne Schale aus dem Reagenzglas und die Bild Zeitung kreierte die Bildunterschrift zu geklonten Rhesusaffen: "Diese Affen haben keine Mutter!". Was süß aussehen mag, läßt sich heimlich verkaufen. Der Rest, der bleibt, ist unheimlicher, als es zuerst den Anschein hat. Heike Föll wirft einen ästhetischen Blick auf die Schnittstelle zwischen Kuscheln und Technik.

<beitrag>

Das unheimliche Schaf
Heike Föll

</beitrag>


Contemporary German photography, so heißt eine Ausstellung, die derzeit in der Galerie Neuger/Riemschneider in Berlin zu sehen ist. Zusammengestellt und kuratiert vom Art-Director des Münchener Süddeutschen Magazin Markus Rasp. Das Magazin und seit kurzem auch seine kleine Schwester "jetzt" ist ein wichtiges Forum für dokumentarische Fotografie in Deutschland. Was id und dazed and confused für London ist, stellt sich hierzulande in den Wochenmagazinen der großen Zeitungen dem lesenden Publikum zur Schau. Ein weiteres Forum schuf nun Markus Rasp mit der Austellung zum Katalog. Stefan Schreck hat die Vernissage vor zwei Wochen besucht.

<beitrag>

Contemporary German photography
Stefan Schreck

</beitrag>

Die Fotoausstellung ist noch bis zum 3. Mai in der Goethestraße 69 und

Am Ende unserer zwei Stunden convex tv., wieder angekommen im Stereoland, freuen wir uns besonders über die Monohörer, die immernoch dabei sind, von denen möchten wir uns jetzt aber ebenso wie von unseren Stereohörern verabschieden. Am Mikrofon war Anja Heilmann. Unsere nächste Sendung gibt es am 4. Mai. Und die Texte unserer Beiträge ligen wie immer unter folgender Adresse bereit:
http://www.art-bag.org/convextv

e-mail an Anja Heilmann


e-mail an die Redaktion

COPYRIGHT NOTICE: Das Copyright der unter 'convex tv.' digital veröffentlichten Texte liegt bei den an gegebener Stelle angeführten AutorInnen. Die abgelegten Texte dürfen für den individuellen, nicht-kommerziellen und privaten Gebrauch heruntergeladen werden, wobei Copyright und Trademark angeführter AutorInnen, Organisationen und Produkte durch Dritte zu respektieren sind.

Publikation, Weiterleitung und kommerzielle Verwertung der Texte oder Auszüge derselben sind ohne Einvernehmen der AutorInnen untersagt.

Die Meinungsäußerungen der AutorInnen, sowie Zitationen sind nicht deckungsgleich mit der Meinung der 'convex tv.' Redaktion. 'convex tv.' ist nicht für den Inhalt und dessen Umgang mit Dritten, Copyright Regulationen und anderen Gesetzen verantwortlich.